Grüne Erfolge beim umstrittenen Bauvorhaben auf dem Kapellenfeld

Kompakter, grüner, ökologischer: So lässt sich die grüne Handschrift beim geplanten Gewerbegebiet in Unterbiberg nahe Infineon zusammenfassen. Insbesondere das beharrliche Bestehen auf den Erhalt der
Frischluftschneise seitens der Neubiberger GRÜNEN hatte zu einem erneuten Klimagutachten geführt, das maßgebliche Änderungen zur ursprünglich geplanten Bebauung nach sich zog. Die Gebäude sind nun in Standort, Höhe und Breite so angepasst, dass die sogenannte Kaltluftschneise mit dem Alpinen Pumpen erhalten bleibt.

Ein weiterer Erfolg: es werden nur noch rund 10 Prozent der ursprünglich geplanten Fläche bebaut. Die östliche Seite der A8 entlang der Unterhaching Straße zwischen der Grundschule Unterbiberg und der Landeshauptstadt München bleibt vorerst folglich frei.

Seit Jahren setzt sich die grüne Fraktion kontinuierlich dafür ein, sämtliche Bauvorhaben in der Gemeinde klima- und umweltfreundlich zu gestalten. So sollen in diesem Projekt erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, die Gebäude hochwertig ökologisch nachhaltig gestaltet werden sowie eine ansprechende
Regenwasserbewirtschaftung ist geplant. Vorgeschrieben sind Dach- und Fassadenbegrünungen.

Aus grüner Sicht besonders zu begrüßen ist die geplante Agri-Photovoltaik -Anlage. Dieser vorausgegangen ist der Antrag der Fraktion aus dem Jahr 2022, die Nutzung von Freiflächen-PV-Anlagen auf diesem Gebiet zu prüfen.

Seit dem Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2018 zum Strukturkonzept „Hachinger Tal“ hat sich vieles getan: Die Anforderungen an die Kommunen steigen, die Auswirkungen der menschengemachten Erderwärmung wie Hitzeperioden oder Starkregenereignisse zu berücksichtigen und entsprechende Maßnahmen für den Klima- und Umweltschutz zu finanzieren. In diesem Spannungsverhältnis zwischen
Ökonomie und Ökologie/Klimaschutz stehen jetzt wie auch künftig viele Entscheidungen der einzelnen Mandatsträger*innen, Verwaltungen wie auch Bürgermeister*innen.

So gehen mit der Entscheidung 26,5 Meter hohe Gebäude einher – eine für Neubiberg ungewöhnliche Höhe. Eine weitere Folge betrifft den Verkehr: Der Verkehrsplaner geht davon aus, dass zehn Prozent des Verkehrs aus dem neuen Gewerbegebiet über Unterbiberg abgewickelt wird (600 Kfz/24h) – mit entsprechender Lärm- und Feinstaubzunahme. Auch die grundsätzliche Notwendigkeit einer Gewerbeansiedlung und folglich Flächenversiegelung an dieser Stelle wird nicht von allen GRÜNEN in Neubiberg geteilt.

Aus grüner Sicht sollten die zu erwartenden neuen Gewerbesteuereinnahmen in den Klimaschutz investiert werden, wie z.B. in die längst überfällige Installation der PV-Anlagen auf den Gemeindedächern und die klimagerechte Sanierung der Gemeindewohnungen.

Persönliche Erklärung von Lucia Kott, Pascale Kollwitz-Jarnac, Carola Pfeiffer, Dr. Ulrike Dowie

Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Gemeinderätinnen, liebe Gemeinderäte, lieber Herr Bürgermeister, liebe Verwaltung,

„Zukunftspark Neubiberg“ wird das hier zur Abstimmung gestellte Projekt genannt, und laut Gemeinde soll dieser „Park“ zum, Zitat, „Vorzeigeprojekt der Luft- und Raumfahrt-Initiative der Bayerischen Staatsregierung“ werden.

Man kann es aber auch anders nennen: Zur Abstimmung steht ein großes, neu auszuweisendes Gewerbegebiet im regionalen Grünzug und mitten in der sogenannten Frischluftschneise, in dem Frischluft durchgeleitet wird und Frischluft entsteht. Folglich muss dieses Vorhaben angesichts der besonders sensiblen Lage hohe Auflagen erfüllen.

Bereits heute leiden Menschen auch im Landkreis München unter anhaltenden Hitzeperioden, die Wirtschaft unter Beschädigung der Infrastruktur und Beeinträchtigung der Transportwege, die Landwirtschaft unter Ernteausfällen und die Umwelt unter Artensterben und Bodenerosion. Das Klima wird sich weiter ändern, die Prognosen sprechen eine eindeutige Sprache: Deutlich mehr Starkregen, Hitze und Trockenheit werden erwartet. Die Folgen sind beispielsweise Hochwasser, Waldbrände und Stürme.

Neubiberg muss sich an die Folgen des Klimawandels anpassen und darauf vorbereiten. Die Neuentwicklung eines Grundstücks in dieser Größenordnung auf dem Gemeindegebiet, ohne diese mit langfristigen Zielen einer klimagerechten Gemeindeentwicklung zu hinterlegen und in Einklang zu bringen, ist ein „Weiter-so“-statt in die Zukunft gedacht.

Zwar ist das Projekt kompakter und ökologischer geworden dank grünem Engagement. Und augenscheinlich erfüllt es jetzt alle Auflagen. Dennoch ist es auf Sand gebaut und nimmt nicht die hier bereits wohnenden und hier arbeitenden Menschen in den Blick. Es nimmt nicht die Zukunft und die kommenden Herausforderungen in den Blick. Diese Zukunft beginnt aber jetzt. Deswegen lehnen wir das Bauvorhaben ab.

Wir stimmen gegen dieses Vorhaben, denn es bedeutet:

  • Die Neuversiegelung einer bisher unbebauten 8 Hektar großen Fläche, umgerechnet 11,2 Fußballfelder groß, in einem ökologisch hochsensiblem Bereich.
  • Eine verdichtete Bebauung mit bis zu 26,5 Meter hohen Gebäuden ohne Einbettung in das bestehende Landschaftsbild
  • Die Ausweisung von Gewerbeflächen ohne Berücksichtigung der bestehenden innerhalb der Gemeinde bereits versiegelten und ausgewiesenen Gewerbeflächen, deren Weiterentwicklung geplant ist
  • Keine Lösung der Abhängigkeit Neubibergs von volatilen Gewerbesteuereinahmen durch das bestehende Konzept einschließlich nicht planbarer Gewerbesteuereinnahmen von Gründerinnen und Gründern
  • Weiteres Anheizen des angespannten Wohnungsmarktes in Unterbiberg und Umgebung mit stattfindendem Verdrängungswettbewerb ohne Ausgleichsmaßnahmen für kleine und mittlere Einkommen
  • Eine Abwicklung von geschätzten 10 Prozent des Verkehrs aus dem neuen Gewerbegebiet über Unterbiberg (600 Kfz/24h) – mit entsprechender Lärm- und Feinstaubzunahme
 

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Schlagwörter: Kapellenfeld Neubiberg


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